Die Verbindung von linearem Fernsehen mit digitaler Präzision eröffnet Werbetreibenden und Agenturen in Rahmen von ATV-Kampagnen völlig neue Möglichkeiten. Eine ATV-Kampagne kann allerdings technisch korrekt aufgesetzt sein – inklusive Budget, Targeting sowie Zielgruppen – und trotzdem nicht ausgespielt werden. Die Ursache dafür sind oftmals fehlerhafte Einstellungen in der Demand-Side-Plattform (DSP), die schnell zu massiven Performance-Beeinträchtigungen von Kampagnen führen können.
Um also zu verhindern, dass Kampagnen im digitalen Niemandsland verschwinden, stellen wir im Folgenden sowohl die häufigsten Stolperfallen als auch praxisnahe Lösungen vor:
Marlene Beck, Head of Technical Consulting bei der d-force, hat für diesen Artikel die häufigsten Stolperfallen identifiziert. Gemeinsam zeigen wir anhand praxisnaher Lösungen, wie verhindert werden kann, dass Kampagnen im digitalen Niemandsland verschwinden.
#1 Die Kampagne läuft aber das Creative nicht
Ein typischer Fehler ist die unvollständige Aktivierung von Kampagnen und Creatives. Oft ist die Kampagne zwar live geschaltet, doch das Werbemittel bleibt entweder inaktiv oder befindet sich noch in der Freigabeprüfung, sodass es nicht ausgespielt wird. Viele DSPs verlangen eine manuelle Aktivierung der Creatives, die zusätzlich durch den Publisher freigegeben werden müssen. Dabei ist zu prüfen, ob das verwendete Videoformat den spezifischen Anforderungen für ATV entspricht, ob die Dateiqualität und -länge korrekt hinterlegt sind und ob der Publisher eine separate Genehmigung verweigert hat.
Symptom: Status “aktiv”, aber 0 Impressions.
Ursache: Creatives sind nicht manuell freigegeben oder im Publisher-Review.
Quick Fix:
- Prüfe in der DSP, ob das Creative aktiviert ist.
- Kontrolliere Format (z. B. 15s vs. 30s) und Dateiqualität (z. B. 1920 x 1080 px oder Seitenverhältnis: 16:9 für ATV-Creatives).
- Überprüfe den Freigabestatus in der DSP. Wenn das Creative abgelehnt wurde, kontaktiere den Publisher oder passe das Creative an
#2 Zeitliche Inkonsistenzen sabotieren die Ausspielung
Eine sorgfältige Anlage der Kampagne ist essenziell, da es verschiedene Ebenen gibt: Order, Line Item und Creative, die jeweils eigene Laufzeiten haben können. In der zeitlichen Abstimmung dieser Elemente kommt es jedoch regelmäßig zu Abweichungen. Selbst kleinste Diskrepanzen bei Start- oder Enddaten können die programmatische Ausspielung beeinträchtigen. Läuft beispielsweise das Creative länger als das zugehörige Line Item, kann das verfügbare Inventar nicht vollständig genutzt werden.
Symptom: Kampagne läuft nur sporadisch.
Ursache: Unterschiedliche Start/End-Daten zwischen Order, Line Item und Creative.
Quick Fix:
- Überprüfe alle Laufzeiten manuell.
- Wähle im System aus, ob die Laufzeiten auf die darunterliegenden Line Items und Creatives übertragen werden sollen.
#3 Der CPM liegt unterhalb des Floor Price
Ein häufiger Grund für Ausspielungsprobleme im ATV-Umfeld ist die Unterbietung des Mindestgebots. Dieses ist in der Regel durch einen Fixpreis oder einen Deal Floor Price definiert. Liegt das abgegebene Gebot unterhalb dieser Schwelle, wird es nicht berücksichtigt. Ursache dafür sind oft einfache Fehler, etwa beim Kopieren von Werten oder durch ungenaue Arbeitsschritte. In der DSP lässt sich der aktuelle Floor Price eines Deals anhand aktueller Bid Request Samples einsehen und der CPM bei Bedarf entsprechend in der Kampagne anpassen.
Symptom: Keine Ausspielung trotz aktivem Deal.
Ursache: Der Max-CPM liegt unter dem Deal-Floor-Price.
Quick Fix:
- Prüfe den aktuellen Floor-Price im Bookingsheet und/oder in der Active Agent UI.
- Passe CPM ggf. anschließend im Line Item an.
#4 Der Deal ist vorhanden, aber nicht korrekt angebunden
In der Regel führt eine nicht korrekt umgesetzte Deal-Integration dazu, dass die Ausspielung vollständig verhindert wird. Die Supply-Side-Platform (SSP) muss mit der passenden Deal-ID verbunden sein und die Konfiguration muss mit der richtigen Seat-ID erfolgen. Da in der Regel alle Deals seat-spezifisch sind, kann eine falsche oder nicht hinterlegte ID dazu führen, dass der Publisher das Inventar nicht zuordnet. In diesen Fällen findet keine Inventarzuteilung statt, obwohl die Kampagne formal aktiviert ist.
Symptom: Kampagne aktiv, aber 0 Bid-Requests.
Ursache: Falsche Deal-ID oder Seat-ID in der DSP.
Quick Fix:
- Vergleiche die ID mit der Deal ID im Bookingsheet.
- Prüfe, ob der Deal Traffic schickt.
- Überprüfe die Seat ID in der Active Agent UI oder Frage deinen Technical Consultant.
#5 Unterschätzte Ausgaben: Fees, die die Kampagne vorzeitig stoppen
Ein häufiger Fehler, der oft unterschätzt wird, liegt in der Budgetplanung. Werden technische Gebühren, Agenturhonorare oder DSP-Gebühren nicht berücksichtigt, steht für die Netto-Ausspielung effektiv weniger Budget zur Verfügung. In der Praxis führt dies dazu, dass Kampagnen früher enden als vorgesehen oder nur eingeschränkt ausgeliefert werden können. Dadurch steigt der effektive CPM überproportional an.
Symptom: Kampagne endet Wochen vor Plan.
Ursache: Technikgebühren (z. B. DSP-Fees) sind nicht einkalkuliert.
Quick Fix:
- Informiere dich im Vorfeld über etwaige Gebühren.
- Trage das vereinbarte Budget zzgl. der hinterlegten Fees im Line Item ein.
#6 Zuviel des Guten: Überfrachtetes Targeting
Eine weitere Hürde für Reichweite und Performance liegt in einer Überoptimierung der Ausspielungsparameter. Zu restriktive Vorgaben, wie ein Frequency Cap von nur einer Impression pro Tag oder feste Zeitfenster für die Ausspielung, kollidieren oft mit dem nicht-linearen Nutzungsverhalten der ATV-Zielgruppe. In limitierten Umfeldern wirken solche Einschränkungen wie Sperren.
Die Verwendung von zu granularen oder redundanten Targeting-Kriterien kann die Reichweite einer Kampagne ebenfalls erheblich einschränken. Oft sind bestimmte Zielgruppeneigenschaften bereits im Deal integriert, beispielsweise in Bezug auf die Haushaltsstruktur, die Region oder die Interessen. Werden diese Targetings zu engmaschig angelegt, wird das Inventar unter Umständen zu sehr fragmentiert, was die Ausspielung stark limitiert oder sogar vollständig unterbinden kann.
Symptom: Geringe Reichweite
Ursache: Redundante Targeting-Layer (z. B. Alter + Haushaltstyp im Deal).
Quick Fix:
- Prüfe, welche Filter bereits pretargeted im Deal hinterlegt sind.
- Weiche das Targeting stückweise auf.
#7 Die falsche Gebotsstrategie im Premiumumfeld
Im ATV-Bereich ist das verfügbare Inventar naturgemäß begrenzt. Wird in diesen Umfeldern eine restriktive Bidding-Strategie wie „Best Price” eingesetzt, kann es trotz ausreichendem Budget passieren, dass keine Reichweite erzielt wird. Effektiver ist eine Bidding-Strategie, die auf den Maximalpreis ausgerichtet ist, um sich in Auktionen durchzusetzen – insbesondere bei First-Look- oder Premiuminventar. Eine angepasste Gebotsstrategie ist somit entscheidend, um in stark nachgefragten Umfeldern wettbewerbsfähig zu bleiben.
Symptom: Kampagne läuft, aber kaum Ausspielung.
Ursache: “Best Price” statt “Maximize Reach”.
Quick Fix:
- Nutze die Max-Price Gebotsstrategie orientiert am vereinbarten Deal Price.
#8 Starres Impression-Capping als Reichweitenbremse
Oft werden Impression-Cappings so strikt gesetzt, dass die Kampagne ihr Ausspielungslimit bereits nach wenigen Tagen erreicht, was die Auslieferung stoppen kann. Abhilfe schafft es, darauf zu achten, dass die Budget- oder Impression-Cappings das gewünschte Auslieferungsziel nicht behindern.
Symptom: Ausspielung stoppt nach 2 Tagen.
Ursache: Tages-Cap zu niedrig (z. B. 1.000 Impressions/Tag).
Quick Fix:
- Überprüfe das angelegte Impression-Capping und passe es ggf. im Line Item an.
#9 Zielgruppe mit geringer Reichweite
Selbst bei korrekter technischer Konfiguration kann eine Kampagne nicht ausgespielt werden, wenn das hinterlegte Zielgruppensegment nur eine geringe Reichweite hat. Ohne aktives User-Matching kommt es zu keiner Bid-Response bzw. zu keinem Gebot, was die Ausspielung vollständig verhindert. Um dem vorzubeugen, sollten keine veralteten Deals verwendet werden.
Symptom: 0 Gebote oder keine Skalierung.
Ursache: Segment-Daten mit geringer Reichweite.
Quick Fix:
- Nutze Inkrementell / Reminder Segmente mit Kampagnenbezug z.B. zu einer linearen TV Spot ID.
- Wende dich bei Fragen zum Bookingsheet an die Technical Consultants der d-force – sie helfen dir gerne weiter. Alternativ findest du hilfreiche Infos und Anleitungen jederzeit in der d-force Academy.
#10 Limitierte ATV-Reichweite
Auch bei grundsätzlich funktionierendem Setup kann die gewünschte Reichweite einer ATV-Kampagne verfehlt werden, wenn das aktuelle Kampagnen-Setup limitierend wirkt. Bleiben Optimierungen aus, wird das Reichweitenpotenzial nicht ausgeschöpft – insbesondere dann, wenn die geschätzte Reichweite bereits ambitioniert kalkuliert wurde.
Symptom:Eingeschränkte Reichweite.
Ursache:Es ist scheinbar nicht genug verfügbares Inventar im gewünschten Zeitraum vorhanden.
Quick Fix:
- Steuere bewusst die Kampagnenanzahl pro Deal für maximale Wirkung oder verhandle einzelne Deals.
- Stimme passende Deals und Volumen in enger Absprache mit dem Publisher im Vorhinein ab.
- Nimm Maßnahmen zur Skalierung vor, z. B. zusätzliche Zielgruppen, breiteres Targeting oder FC-Lockerung.
Präzises Setup für maximale Wirkung
All diese Beispiele zeigen: Die technische Infrastruktur ist das Rückgrat einer Kampagne, aber auch ihre Achillesferse – denn: Gute Werbekampagnen hören nicht mit kreativen Ideen und einem durchdachten Mediaplan auf.
Die gezeigten Beispiele sind keine Einzelfälle, sondern weit verbreitete Faktoren, die im Hintergrund Einfluss auf den Erfolg einer Werbekampagne nehmen. Wer sie kennt, kann gegensteuern. Wer sie ignoriert, riskiert Sichtbarkeit, Reichweite und Wirkung.
Jede Kampagne erzählt eine Geschichte. Damit diese wirkungsvoll ankommt, braucht es mehr als nur ein ausgeprägtes Zielgruppenverständnis und freigegebenes Budget. Ebenso entscheidend sind eine präzise technische Umsetzung und ein sorgfältiges Setup, denn nur so kann man die gewünschten Ergebnisse erzielen.
„Eine ATV-Kampagne ist kein Selbstläufer: Ohne saubere Einstellungen bei DSP, Deal-IDs und Preisen kann selbst die beste Idee ins Leere laufen. Wer den Überblick über das Setup verliert, verschenkt Reichweite und Werbewirkung“, fasst Marlene Beck, abschließend zusammen.
Am Ende entscheidet nicht nur der kreative Funke über den Erfolg, sondern das saubere Zusammenspiel aller Komponenten. Wer das verstanden hat, bringt nicht nur Anzeigen, sondern auch Botschaften in Bewegung.